Kennengelernt haben wir uns bei mir auf der Arbeit.
Durch einen Facebook-Post auf unserer Firmenseite, bin ich auf sein Profil gestoßen und habe gesehen, dass er Musik macht.
Bei seinem nächsten Termin, habe ich ihn darauf angesprochen und wir haben uns kurz unterhalten. Er wusste zwar noch nicht, dass ich Yogalehrerin bin, aber auch
sonst hat mein Erscheinungsbild vermutlich nicht so gewirkt, als könne ich mit Metal viel anfangen.
Kurze Zeit später hielt ich eine Hörprobe seiner Band in der Hand, die nicht nur ich seitdem mehrfach hoch und runtergehört habe.
Am liebsten höre ich sie auf dem Weg zur Arbeit, ganz besonders zur Frühschicht, denn die Beats machen garantiert wach!
Aber auch andersrum funktioniert die Symbiose.
Durch seine körperlichen Beschwerden, auf die die Schulmedizin bisher keine befriedigende Antwort gefunden hat, hat er sich Wegen geöffnet, die man ihm vermutlich
auf den ersten Blick nicht zutrauen würde: Heilpraktiker, Akkupunktur und schließlich eine Reiki-Fernbehandlung durch mich. Letztere hat dem eigentlichen Realisten vermutlich am meisten
abverlangt.
Yogas citta vritti nirodhaha - Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedankenwellen im Geist
Bewusst atmen... mit den Gedanken im Hier und Jetzt... auf eine Sache fokussiert... das haben Yoga und Singen gemeinsam. Es liegt also gar nicht so fern, dass wir
uns dann auch noch für eine Yoga-Stunde getroffen haben, genauer gesagt Yin Yoga.
Vorher haben wir viel geredet. Er hat von seinem Bruder erzählt, den er vor Jahren ausgelacht hat, als dieser sich eine Yogamatte gekauft hat. Das passte in seiner
Vorstellung so überhaupt nicht zusammen... Er selber hatte zwischenzeitlich mal Yoga in der Reha gemacht, was seiner Beschreibung nach aber leider eher nach Gymnastik klang. Überzeugt war er von
der ganzen Sache also noch nicht wirklich. Er hat sich fast ein bisschen für unsere Verabredung geschämt. Umso schöner finde ich es, dass er sich trotzdem darauf eingelassen hat.
Und wie er sich drauf eingelassen hat. Da sitzt dieser mit Totenköpfen tattoowierte Kerl vor mir, der normalerweise eher düstere Texte singt, und lauscht zufrieden
meinem Om. Sein Körper fällt immer wieder in eine derart tiefe Entspannung, dass er bei vollem Wachbewusstsein anfängt zu schnarchen.
Nach der Endentspannung ist er völlig geflasht, bittet um Wiederholung. Seine Frau soll auch mitmachen. Seinem Bruder wird er es auch "beichten".
Irgendwann fällt der Satz "Ich bin eigentlich überhaupt nicht spirituell... naja... vielleicht sollte ich das nochmal
überdenken..."
Wie sagt man so schön "I feel you, Bro". Denn mir ging es genauso. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich die liebevoll bemalte Kiste mit Kerze, Räucherstäbchen
und Co nicht mehr als "mobilen Meditationsplatz" bezeichnet habe, sondern mir selbst eingestehen konnte, dass es ein Altar ist.
Im Laufe meiner Ausbildung bin ich immer wieder damit konfrontiert worden, dass ich gar nicht so rational und logisch bin, wie ich gedacht habe, sondern verdammt
spirituell. Im Kern sind wir das alle.
Seitdem wurde mein Verstand oft überfordert, weil ich Dinge erlebt habe, die er sich nicht erklären, aber halt auch nicht leugnen konnte.
Ich bin immer wieder dankbar, wenn ich diese wundervollen Erfahrungen nicht nur machen sondern auch teilen darf. Ich bin dankbar für die Offenheit und das Vertrauen
meines Sängers, wodurch er uns beiden dieses schöne Erlebnis ermöglicht hat und so bewiesen hat, dass Yoga und Metal perfekt Hand in Hand gehen.
Lass auch du dich nicht in Schubladen stecken, schon gar nicht von dir selbst. Sei offen für die Geschenke, die das Leben für
dich bereit hält, und lass dich überraschen, was alles in dir steckt.
~Bettina